Gut Ding braucht Weile. Manchmal muss man ein Juwel aus dem Dornröschenschlaf erwecken, um seine Pracht zu erkennen. Und es braucht Persönlichkeiten, die gewillt sind, mit Gespür für die Region und Tradition sowie viel Fingerspitzengefühl Bestehendes mit neuen Ideen zu kombinieren. Diese Herausforderung haben Melanie und Edi Schlick auf der Moosalm im Naturpark Riedingtal im Lungau mit Bravour gemeistert. Von 2021 bis 2023 wurde das alte Almgebäude generalsaniert, seit damals bewirtschaften die beiden gemeinsam mit ihren vier Kindern die idyllisch gelegene Almhütte.
Almwirtschaft als Familientradition
Die Historie der alten Mooshütte reicht bis in die frühen 1930er Jahre zurück. Die Almhütte, die zum Bauernhof Moos in Zederhaus gehört, wurde bis 1964 bewirtschaftet. Edi Schlick kannte die Almhütte und den Hof noch von seiner Kindheit. Er wuchs ebenfalls in Zederhaus, am Nachbarhof, auf und verbrachte viel Zeit auf der hofeigenen „Hoislalm“. Den Heimathof übernahm sein Bruder Jakob, Edi Schlick selbst studierte Veterinärmedizin und führt seit über 25 Jahren eine Tierarztpraxis in St. Johann im Pongau. Bis sich 2019 für den Exil-Pongauer die einmalige Chance ergab, den Nachbarhof zu übernehmen.
„Es hat sich dann durch Zufall ergeben, dass der Moosbauer, der Cousin meines Vaters, in Pension gehen wollte und keine Nachfolger hatte“, erzählt Edi Schlick. „Er hat mir dann die Landwirtschaft zum Kauf angeboten – und ich habe nach Rücksprache mit meiner Frau Melanie und meinen Kindern den Hof übernommen. Mit dabei war auch die hofeigene Moosalm.“
Neues Leben eingehaucht
„Wir wussten, dass wir unseren Lebensmittelpunkt weiterhin in St. Johann haben werden und Edi die Tierarztpraxis weiterführen wird“, erklärt Melanie Schlick. „Aber wir haben als Familie dann gemeinsam den Entschluss gefasst, das Projekt Moosalm anzugehen. Wir alle wollten diesem Schmuckstück auf der Alm neues Leben einhauchen und im Sommer auch für die vielen Outdoor-Fans und Wanderer im Naturpark Riedingtal öffnen. Das Platzerl vor der Hütte mit dem wunderbaren Blick auf das Mosermandl und den Riedingspitz ist für uns ein echter Kraftplatz.“ Dazu wurde ab 2021 der kaputte Dachstuhl abgetragen. Das Erdgeschoß der 17 Meter langen Hütte wurde in der Mitte auseinandergeschnitten und mit einem Autokran weggehoben. Ein Keller wurde ausgehoben, die zwei Teile der Hütte wieder draufgesetzt und zum Schluss ein neuer Dachstuhl errichtet. Apropos Keller: Hier befindet sich die eigenen Almkäserei, die kreative Spielwiese von Melanie Schlick für ihre Käse-Variationen.
Familien-Almbusiness
„Wir wollten die Moosalm nur dann umsetzen, wenn unsere Kinder voll mitziehen. Denn es funktioniert nur, wenn wir alle zusammenhelfen“, betonen Melanie und Edi. „Anna, Viktoria, David und Michael sowie deren Partner waren von der ersten Sekunde an voll involviert. Sie haben beim Umbau tatkräftig mitgeholfen und sind im Sommer bei der Almarbeit mit dabei.“ „Eine Alm bedeutet Arbeit. Aber wir alle machen sie gern. Im vergangenen Sommer hatten wir sechs Milchkühe auf der Alm, die wir versorgt haben“, erklärt Edi Schlick. „Jeden zweiten Tag haben wir in unserer Almkäserei 200 Liter Milch verarbeitet. Im Sommer sind vor allem unsere Kinder immer auf der Alm, meine Frau Melanie ist die Chefin in der Almkäserei. Ich bin rund drei Tage in der Tierarztpraxis und dann bin auch ich auf der Alm.“
Regionaler Genuss
Im Juni 2023 sperrte die Moosalm im Zederhauser Riedingtal auf 1.647 Metern Seehöhe zum ersten Mal auf – und ist seitdem ein sehr beliebtes Ausflugsziel im Lungau. Nicht nur von Wanderern und Mountainbikern, sondern auch von Genussliebhabern. Als Seminarbäuerin hat Melanie Schlick viel Bezug zu Regionalität, ein Talent für selbstgemachte Schmankerln und gleichzeitig eine große Neugier, immer wieder Neues zu erlernen und umzusetzen. Die frische Milch wird in der Almkäserei im Keller der Moosalm zu sechs verschiedenen Sorten Käse weiterverarbeitet. „Unser Ziel war es, dass wir so viele Produkte wie möglich selbst machen auf der Alm. Ich habe mir Know-how über das Kasen mit Kursen angeeignet und über ‚learning by doing‘ unser Sortiment auf der Alm immer weiter ausgebaut “, sagt Melanie Schlick, die die Milch nicht nur zu Käse veredelt sondern auch zu Butter, Topfen und manchmal Ricotta verarbeitet. Die Molke, die dabei übrigbleibt, bekommen die Schweine auf der Alm. Eine gelungene Kreislaufwirtschaft. Neben Butterkäse, Kräuterkäse und Tilsiter gibt es auch den sogenannten „Mooskäse“ im Sortiment. Die Brettljause ergänzen eigens für die Moosalm produzierte Wurst- und Speckspezialitäten vom Metzger Lenz aus dem Großarltal, den Edi Schlick schon lange kennt. Natürlich dürfen auch süße Schmankerl wie ein frischgemachter Kaiserschmarrn nicht fehlen. Unser Tipp: Das Moosalm-Almfrühstück, das auf Vorreservierung kredenzt wird – mit selbstgebackenem Brot und Gebäck, Almbutter und Käse von der eigenen Almkäserei sowie selbstgemachten Marmeladen und Aufstrichen.
Zu Fuß, mit dem Bike oder mit dem Tälerbus
Die Moosalm von Familie Schlick ist ab Juni über den Sommer geöffnet und ist vom Naturparkzentrum Riedingtal entlang des Almenwanderweges in ungefähr 75 Minuten Fußbweg ab der Schliereralm und dem Schlierersee erreichbar. Mit dem Mountainbike ist man noch schneller bei der beliebten Hütte. In der Hauptsaison fährt zudem auch der Tälerbus mit Haltestelle direkt vor der Moosalm.