Schon die Hofzufahrt stimmt einen seelig. 30 Mutterschafe grasen auf der Weide im frischen Morgentau. Hühnerbäuerin Gitti ist gerade bei der Stallarbeit. Neben den vielen Hühnern versorgt sie noch die Kleintiere am Hof. Da tummeln sich Hasen, Meerschweinchen, Gänse, Puten und … Kängurus. Ja, Kängurus mitten in Wagrain. Ich war ja schon auf vielen Höfen, frei laufenden Schweine und einem zahmen Gaisbock bin ich schon begegnet. Doch Kängurus hab ich wirklich noch nirgends vorgefunden.
2.000 Bio Hühner…
… sind ganz schön viel. Wie kommt man auf die Idee so viele Hühner zu halten? Gitti lacht: „ Wir hatten schon immer Hühner am Hof. Früher hatten wir Milchkühe, die Oma hatte immer zwischen 20 und 30 Hühner, sodass wir am Tag ungefähr 25 Eier hatten. Die verkaufte sie ab Hof. Unter der Woche ging sich das gut aus. Wenn dann aber am Freitag die Wochenendhäusler kamen, waren es immer zu wenige Eier. Wir selber aßen am Samstag dann keine Eier mehr. Damals spürte man eigentlich schon, dass der Markt für Eier vorhanden ist. Es hatte bei uns niemand Hühner im großen Stil. So fingen wir einfach mal an. Wir führten den Betrieb seit 1994 schon biologisch. 2005 entschieden wir uns dann für Bio-Freiland-Hennen. Vorerst begannen wir mit 400 Legehennen. Der Verkauf lief allerdings gleich so gut, dass wir bereits im ersten Jahr die Anzahl der Hühner verdoppelten. Die biologische Haltung war uns dabei immer wichtig. Die Hühner haben bei uns die Möglichkeit, ihren Tag selber zu gestalten. Sei es in unserem Stall, wo sie Eier legen, fressen und schlafen, im 300m² großen Wintergarten oder auf der Wiese, wo jedem Huhn 10m² zur Verfügung stehen. Es soll ihnen gut gehen, so wie es uns gut geht.“
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Ab Hof Verkauf
Während unseres Gesprächs auf der Hausbank kommt auch schon der erste Kunde. Von 0 – 24 Uhr kann man im Wagrainer Hühnerdorf Eier holen. Wir schlendern zum Verkaufsraum. Einfach gestaltet, zwei Kühlschränke mit Eiern, ein Nudelregal und ein Schlitz zum Geld einwerfen. Der Kunde vertraut auf gute Eier und Gitti und ihr Team vertrauen dem Kunden. „So einfach geht’s“, denke ich mir.
Rupert kauft die Eier schon lange im Weberlandl, eigentlich von Beginn an. Sie schmecken ihm und er weiß, wo die Eier herkommen. Regionaler und nachhaltiger kann Landwirtschaft nicht sein.
Bio Eier
Wer Bio-Eier isst, tut nicht nur den Legehennen etwas Gutes, sondern auch sich selbst. „Dass Bio Eier einem natürlichen Jahresablauf unterliegen und der Dotter nicht immer sonnengelb ist, daran muss sich der Kunde gewöhnen“, erklärt mir Gitti. „Bio-Hühner werden garantiert gentechnikfrei und frei von künstlichen Aminosäuren oder Carotinoiden gefüttert. Daher auch die unterschiedliche Dotterfarbe.“
Hühner lieben und brauchen trockene, windgeschützte Flächen. Das Picken, Scharren und Sandbaden ermöglicht ihnen, ihren natürlichen Verhaltensweisen nachzugehen. Aus diesem Grund ist der Wintergarten im Wagrainer Hühnerdorf dreimal so groß, wie laut Bio-Richtlinie vorgeschrieben. Mit jedem gekauften Ei aus Bio-Freilandhaltung (Qualitätskategorie 0) fördert man die Haltung von glücklichen Hühnern und hat ein wirklich wertvolles Produkt für sich selbst.
Bereits seit 2005 ist jedes Ei eindeutig durch eine Nummer zu identifizieren. Diese gibt dem Konsumenten Auskunft über die Haltungsform der Legehennen und deren Herkunft. „Bei unserer aufgestempelten Nummer 0-AT-2842661 garantiert „0“ die biologische Haltung, AT steht für Österreich und der anschließende Zahlencode identifiziert den Legehennenhalter – also das Wagrainer Hühnerdorf.“ erklärt mir Gitti.
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Selbständig am Bauernhof
Für die Verpackung und Vermarktung am Hühnerdorf ist allerdings Elisabeth, die älteste Tochter von Gitti, gemeinsam mit ihrem Mann Daniel verantwortlich. Die beiden haben eine professionelle Packstelle gebaut und bringen sich ebenso voller Elan in den Familienbetrieb ein wie Tochter Johanna, die ich kurz vorm Heimfahren noch in einem kleinen Kämmerchen versteckt vorfinde. Sie bindet gerade Blumen zu einem kleinen Kunstwerk. Es schließt sich für mich der Kreis. 2.000 Hühner scharren im Weberlandl nach Lust und Laune in der Sonne. Fünf Generationen haben bis vor kurzem am Betrieb miteinander gelebt, die Postkästen am Hauseingang verraten es. Alle Familienmitglieder arbeiten am Hof – selbständig, jeder in seinem Bereich. Dieses selbständig sein am Bauernhof und trotzdem Gemeinsames schaffen, macht allerdings genau das aus, was das Wagrainer Hühnerdorf ist: eine Idylle im Herzen des Pongaus, wo 2.000 Hühner beste Eier liefern.