Emil Platzer_Biohof Gschwendt

Körnderlwirtschaft am Biohof Gschwendt

Dass man Landwirtschaft neu denken kann, zeigt sich anhand des Pongauers Emil Platzer auf eindrucksvolle Art und Weise. Auf seinem Biohof Gschwendt baut der junge Bischofshofener nach langem Dornröschenschlaf wieder Getreide im Pongau an.

Einst war der Getreideanbau weit verbreitet im Salzburgerischen und stellte eine wichtige Säule der Landwirtschaft dar. Doch das ist lange vorbei. Zu mühsam erschien der Anbau in großen Höhen, zu verlockend die günstigere Konkurrenz aus dem klimatisch und logistisch bevorzugten Osten. „Schließlich lautete schon damals Ende des 19 Jahrhunderts ein Sprichwort: Im Westen Österreichs sind die Hörndlbauern, im Osten die Körndlbauern. Und so spezialisierten sich die heimischen Landwirte auf die Milchwirtschaft und das alte Wissen über Sorten und Techniken ging verloren. Bis an jenem Tag im Jahr 2017, an dem Emil Platzer beschloss, sein erstes Getreidefeld anzubauen. Was auf Anhieb gut funktionierte. 

 

Auf Umwegen kam das Getreide zurück in den Pongau 

Die Landwirtschaft wurde dem jungen Landwirt alles andere in die Wiege gelegt. Der heimische Hof war damals schon lange verpachtet, der Vater selbstständiger Installateur, die Mutter Lehrerin. Nach der HTL für Maschinenbau ging es nach Wien auf die BOKU zum Studieren. Es muss irgendwann in dieser Zeit gewesen sein, in der sich Emil doch seine Gedanken über den Hof zu Hause gemacht. Und begann, über seine Zukunft als Bauer nachzudenken. Dies zeigt sich auch bei der Auswahl des Themas seiner Diplomarbeit, in der er sich mit der genetischen Vielfalt alter Weizensorten beschäftigte. Und zur Erkenntnis kam, dass diese Sorten in Genbanken noch vorhanden seien.  

Heute wehen auf dem Biohof Gschwendt wieder verschiedene Getreidesorten im Wind und tauchen die Hänge und Wiesen in sattes Goldgelb. Der Rinner Winterweizen, Roggen und Winterroggen, Dinkel, Hafer, die sechszeilige Pumpergerste und Trockenbohnen. Und Emil hat sich seinen Traum aus Studientage verwirklicht. Auch wenn nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Oder im Wind weht. Es ist nicht so einfach, im Pongau Getreide anzubauen und die sich mehrenden Wetterextreme tragen nicht gerade dazu bei, dass die an sich schon schwierigen Bedingungen in großer Höhe leichter werden. „Aber diese Art der Landwirtschaft bringt auch Vorteile mit sich“, erzählt der sympathische 30-jährige lachend, während er mit den Händen langsam über das Getreide streicht. „Ein Vorteil ist, dass man sich allein auf weitem Flur befindet, man sich so von anderen abheben kann und sicherstellen kann, dass Lebensmittel keine weiten Strecken vom Hof auf den Tisch zurücklegen müssen.“  

 

Pflanzliche Proteine aus den Bergen 

Wo wir bei einer weiteren Überzeugung von Emil Platzer wären. Nämlich der, dass Regionalität nicht nur deshalb so wichtig ist, dass der CO2-Abdruck durch kurze Wege, biologische und bodenschonende Aufzucht so gering wie möglich gehalten werden kann. Sondern dass auch nur so traditionelle Produkte möglich sind, die in die Region passen und sich dem Einheitsbrei am Markt entgegenstellen. In seinem Fall sind das beste Vollkornmehle aus Roggen, Dinkel und Weizen, reisähnliche Produkte aus Hafer und Roggen (kann man dank der heruntergeschliffenen Schale wie Reis kochen), Dinkel- und Haferflocken sowie äußerst proteinreiche Trockenbohnen, die sich ideal für sportlich-gesunde Ernährung eignet. „Die Leute mögen unsere Produkte sehr gut und wir sind in der glücklichen Lage, dass wir viele Abnehmer sowohl privat als auch aus der Gastronomie hier im Pongau haben“, freut sich der Landwirt über die steigende Beliebtheit und Bekanntheit seiner Produkte.   

Dabei zieht er auch Fazit seiner Tätigkeit als Landwirt, sieben Jahre, nachdem er sein erstes Feld mit Getreide bestellt hat. „Mein Ziel ist es, dass ich krisensicher in den Vollerwerb gehen kann, auch wenn einmal ein schlechtes Jahr dabei ist.“ Auch wenn die Richtung stimmt und ihm seine Erfolge Recht geben, ist Emil Platzer noch nicht an diesem Ziel angekommen und arbeitet 20 Stunden in der Salzburger Landesregierung. „Eine Möglichkeit wäre auch, dass sich noch weitere Leute finden würden, die hier am Gschwendtnerhof selbstständig arbeiten und sich verwirklichen möchten“, sinniert er weiter über die Zukunft. „Das könnte jemand sein, der meine Produkte in einer Backstube verarbeitet, oder auch, der Gemüse hier auf den Wiesen anbauen möchte.“ Die Vorteile liegen dabei auf der Hand und gehen so weit, dass man sich so gegenseitig ein bisschen freispielen und die Arbeit gemeinsam erledigen könnte. Denn wie haben wir anfangs bereits gesagt: Landwirtschaft muss sich immer wieder neue erfinden und neue Wege gehen. Emils Weg ist einer davon. Einer, von dem wir noch viel hören werden.  

Wusstet ihr, dass 

  • der Biohof Gschwendt einen eigenen Online-Shop betreibt, über den man die Produkte erwerben kann? 
  • man diese auch über Klick & Collect direkt am Hof abholen kann? 
  • das Hotel Sendlhofer‘s in Bad Hofgastein vor ein paar Jahren völlig auf regionale Produzenten umgestellt hat und Emils Produkte verwendet? 
  • Emil immer wieder Workshops anbietet, in denen er zeigt, wie man seine Produkte verarbeitet? Infos dazu gibt es auf der Website.  
  • der Biohof im Pongauer Bauernladen in St. Johann und Schwarzach sowie im Platzl in Abtenau ebenfalls vertreten ist?

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