Gunther Naynar vom Hiasnhof im Salzburger Lungau

Gunther Naynar - der Lungauer Käsekünstler

Als „Käsekünstler“ ist Gunther Naynar vor allem für seinen Ziegenkäse im Lungau und weit darüber hinaus bekannt. Doch der Hiasnhof steht für weit mehr.

Mehr als Käse

„Wir sind zum größten Teil Selbstversorger, nur manche Lebensmittel wie Kaffee und hochwertige Öle kaufen wir zu“, erzählen Gunther und seine Frau Grete nicht ganz ohne Stolz. Milch und Milchprodukte stammen von ihren Ziegen und Kühen, Roggen, Weizen, Dinkel und Kartoffeln bauen sie auf ihrem Acker an und Gemüse und Obst wachsen in zwei Glashäusern sowie im großen Obst- und Gemüsegarten. Alles bio, wohlgemerkt. Fleisch kommt, wenn überhaupt, von eigenen Tieren oder jenen vom Nachbarn auf den Tisch. „Für uns ist es selbstverständlich und sehr wichtig, sich mit einer Landwirtschaft, mit eigenem Grund und Boden, bestmöglich selbst zu versorgen.“, erläutert das eingespielte Ehepaar die Beweggründe der Selbstversorgung. Auch wenn damit lange Arbeitstage einhergehen und die Stunden im Gemüsegarten einer Wirtschaftlichkeitsprüfung kaum standhalten würden, die Freude am Tun überwiegt definitiv. „In erster Linie machen wir’s ja für uns“, ergänzt Grete mit leuchtenden Augen und leichtem Schmunzeln.

 

Langsam und bescheiden

Familie Naynar-Lanschützer ist keine, die ihr Tun laut in die Welt hinausposaunt oder die modernsten Maschinen vorführt. Langsam ist der Betrieb gewachsen, den Margarethe 1993 von ihren Eltern übernommen hat und in den Gunther, Absolvent der Universität für Bildende Künste, 1999 Vollzeit eingestiegen ist. „Langsam, denn das ist gesünder“, ist sich Gunther sicher und setzt seine Überzeugung für langsam gewachsene, regionale Lebensmittel auch als Obmann der Slow Food Bewegung und Mitgründer der Arche Lungau ein. 

Große Käsekunst

Die Bekanntheit des Hiasnhofs hat mit dem Ziegenkäse begonnen, denn vor über 30 Jahren war Gunther einer der ersten, der diesen im Salzburger Land erzeugt hat. Auf französische Art, wohlgemerkt, und mit Bio-Rohmilch einer gefährdeten Rasse: der gemsfarbigen Gebirgsziege. Französisch, das bedeutet unter anderem eine sehr lange Dicklegungszeit, wenig Lab und mündet in einer feinen Konsistenz und unvergleichlichem Geschmack. Für Rohmilch spricht für die Bio-Bauern ihre Natürlichkeit, dass sie nicht steril ist und der Körper lernt, mit Keimen umzugehen und sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Schonend, ohne technische Hilfen und große Maschinerie, in einer einfachen Käserei, wo die Milch mit Holz-Feuer erhitzt wird, entstehen verschiedenste Sorten von Ziegen- und Kuhkäse. Mit bescheidenen Mitteln, mit großem Ergebnis. Einer der langjährigsten und prominentesten Abnehmer und Partner sind die Brüder Obauer in Werfen, die in ihrem Spitzenrestaurant – von Falstaff bereits jahrelang als bestes Restaurant Salzburgs betitelt -, bereits jahrzehntelang Käse vom Hiasnhof anbieten. 

Eine eigene Welt

Ansonsten findet man die Produkte der Fam. Naynar-Lanschützer kaum in der Gastronomie, sondern in vielen Haushalten im Lungau und darüber hinaus. Durchaus bewusst, wie Gunther erklärt: „Unser Käse soll Teil der Alltagskultur sein, wir möchten keine elitären Lebensmittel produzieren, sondern durch faire Preise alle sozialen Schichten erreichen.“ Bereits seit über 30 Jahren steht er jeden Freitag am Bauernmarkt in Tamsweg, seit wenigen Jahren finden sich die Hiasnhof-Produkte auch im Tamsweger Bauernladen „Kemmts eina“. Der Käse – ca. 15 verschiedene Sorten! -, aber auch Kräutertee, Getreide wie der fast in Vergessenheit geratene Lungauer Tauernroggen und hausgemachtes Tomatensugo kommen bei den Konsumenten gut an. Gerade die Begegnungen am Markt schätzt Gunther sehr, die Gespräche, die Möglichkeit Herstellung und Hintergründe zu erläutern, die Wertschätzung. Das ist sein Leben. Für ihn ist es wie eine eigene Welt.
Eine eigene Welt, das ist auch der Hiasnhof. Für Gunther und Grete eine, die ihnen die große Freiheit bietet, sie genau so zu gestalten, wie sie es möchten. Für viele eine Welt, so anders als ihre, die sie beispielsweise als „Woofer“ kennen lernen und oft gar nicht mehr verlassen möchten. Und für die 4 Töchter, die aktuell in Wien sind, eine Welt, in die man gerne zurückkehrt, und die die jüngste in den nächsten Jahren weitergestalten wird. Auf jeden Fall mit Käse. Und wenn sie die Kreativität und den Idealismus ihrer Eltern geerbt hat, bestimmt noch mit mehr. 
Was man vom Hiasnhof lernen kann: So zu sein, wie man ist. Kompromisslos. 

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